Frühmittelalter
Karl der Große
Die Eroberungen Kaiser Karls des Großen (768-814)
Dezember 21, 2016
Kaiser Karl der Große ist einer der wichtigsten Herrscher des Mittelalters. Besonders seine militärischen Leistungen sind beeindruckend: Während der 46 Jahre seiner Herrschaft gab es tatsächlich nur zwei Jahre ohne Feldzug (790 und 807)! Der König der Franken und römische Kaiser ist ein unglaublich erfolgreicher Eroberer und herrscht bei seinem Tod über ganzen Mitteleuropa sowie Teile von Italien und Spanien. Wir werfen heute einen Blick auf die Eroberungen Karls des Großen und gehen der Frage nach, warum Karl ein so erfolgreicher Krieger und Eroberer war.
Die Eroberungen Karls des Großen (Abbildung: Wolpertinger, Wikimedia Commons) |
(1) Das Reich der Langobarden in Italien
Karl Martell, der Großvater Karls des Großen, und der langobardische König Luitprand pflegen noch eine positive Beziehung. Karl Martell schickt sogar seinen Sohn Pippin (den Vater Karls des Großen) an den langobardischen Königshof in Pavia, wo ihn Liutprand als Sohn annimmt. Doch bald trübt sich das Verhältnis: Bereits 754 und 756 führt Pippin auf Wunsch des Papstes Krieg gegen die Langobarden.
771 bekommt die Beziehung eine weitere Delle: Damals stirbt Karlmann, der Bruder Karls des Großen. Die Brüder haben seit 768 gemeinsam über das Frankenreich geherrscht, doch jetzt beansprucht Karl der Große die Alleinherrschaft. Karlmanns erbberechtigte Söhne fliehen daraufhin vor ihrem Onkeln nach Italien an den Hof des Langobardenkönigs Desiderius. Das gefällt Karl dem Großen natürlich ganz und gar nicht – schließlich sind die Neffen eine Gefahr für seine Alleinherrschaft.
Kurz darauf erreicht außerdem ein Hilferuf von Papst Hadrian I. (772–795) den Hof Karls des Großen: Desiderius hat Städte und Gebiete erobert, die der Papst für sich beansprucht. Damit bringen die Langobarden das Fass zum Überlaufen: Im Jahr 773 zieht Karl der Große mit seinem Heer über die Alpen. Sein Ziel: Die Eroberung des Langobardenreichs und die Eingliederung der Gebiete ins Frankenreich!
Der Langobardenkönig Desiderius zieht sich nach Pavia zurück, das Karl neun Monate lang belagerte. Erst im Juni 774 ergibt sich die Stadt. Desiderius und sein gesamter Hofstaat werden in ein Kloster gesteckt. Auch die Neffen Karls des Großen werden gefangengenommen. Von ihnen hören wir danach nie wieder etwas, ihr Schicksal dürfte also eindeutig sein. In den nächsten Jahren schlägt Karl der Große noch einige Aufstände in Italien nieder, doch eigentlich ist seine Herrschaft als neuer König der Langobarden nie umstritten.
Karl der Große profitiert von inneren Problemen im Langobardenreich: Viele wichtige Adelige wechseln früh im Krieg auf die Seite der Franken und schwächen so den Langobardenkönig. Dieser Opportunismus wird nach dem Sieg Karls reich belohnt. Ganz überraschend sind diese Parteiwechsel nicht: Zwischen langobardischen und fränkischen Fürsten gibt es vielfältige Heiratsbeziehungen – man kannte sich also bereits.
771 bekommt die Beziehung eine weitere Delle: Damals stirbt Karlmann, der Bruder Karls des Großen. Die Brüder haben seit 768 gemeinsam über das Frankenreich geherrscht, doch jetzt beansprucht Karl der Große die Alleinherrschaft. Karlmanns erbberechtigte Söhne fliehen daraufhin vor ihrem Onkeln nach Italien an den Hof des Langobardenkönigs Desiderius. Das gefällt Karl dem Großen natürlich ganz und gar nicht – schließlich sind die Neffen eine Gefahr für seine Alleinherrschaft.
Kurz darauf erreicht außerdem ein Hilferuf von Papst Hadrian I. (772–795) den Hof Karls des Großen: Desiderius hat Städte und Gebiete erobert, die der Papst für sich beansprucht. Damit bringen die Langobarden das Fass zum Überlaufen: Im Jahr 773 zieht Karl der Große mit seinem Heer über die Alpen. Sein Ziel: Die Eroberung des Langobardenreichs und die Eingliederung der Gebiete ins Frankenreich!
Der Langobardenkönig Desiderius zieht sich nach Pavia zurück, das Karl neun Monate lang belagerte. Erst im Juni 774 ergibt sich die Stadt. Desiderius und sein gesamter Hofstaat werden in ein Kloster gesteckt. Auch die Neffen Karls des Großen werden gefangengenommen. Von ihnen hören wir danach nie wieder etwas, ihr Schicksal dürfte also eindeutig sein. In den nächsten Jahren schlägt Karl der Große noch einige Aufstände in Italien nieder, doch eigentlich ist seine Herrschaft als neuer König der Langobarden nie umstritten.
Karl der Große profitiert von inneren Problemen im Langobardenreich: Viele wichtige Adelige wechseln früh im Krieg auf die Seite der Franken und schwächen so den Langobardenkönig. Dieser Opportunismus wird nach dem Sieg Karls reich belohnt. Ganz überraschend sind diese Parteiwechsel nicht: Zwischen langobardischen und fränkischen Fürsten gibt es vielfältige Heiratsbeziehungen – man kannte sich also bereits.
Die Eiserne Krone der Langobarden mit der auch Karl der Große zum Langobardenkönig gekrönt wird. (Abbildung: James Steakly, Wikimedia Commons) |
(2) Die Muslime in Spanien
Im 7. und 8. Jahrhundert erobern die muslimischen Araber Palästina und Syrien, Ägypten und ganz Nordafrika. Im Jahr 711 landen dann muslimische Truppen auch im Süden Spaniens bei Gibraltar. Von dort aus dringen sie in den folgenden Jahrzehnten immer weiter nach Norden vor. Mit dem umayyadischen Reich in Al-Andalus und dem Emirat von Córdoba entstehen bald zwei eigenständige muslimische Reiche auf der iberischen Halbinsel.
Im Jahr 778 erreicht Karl den Großen ein Hilfegesuch von Sulayman Al-Arabi, des Gouverneurs von Saragossa, der Karl um Unterstützung gegen den Emir von Cordoba bittet. Obwohl Karl der Große hier keine weitreichenden Eroberungspläne hegt, rüstet er zu einem Heerzug. Denn er will die unruhige Lage an der Südgrenze seines Reiches beruhigen und so die Grenze sichern.
In Spanien erlebt das Heer Karls des Großen große Siege, aber auch katastrophale Niederlagen: Zwar gelingt die Eroberung Pamplonas, doch die Belagerung Saragossas scheitert. Auf dem Rückweg kommt es am 15. August 778 in den Pyrenäen zu Überfällen durch baskische Krieger, bei denen zahlreiche Franken sterben.
Karls Biograph Einhard nennt unter den Namen der gefallenen Krieger auch den des Markgrafen Roland von der Bretagne. Um 1100 entsteht ein altfranzösisches Versepos über den heldenhaften Tod dieses Kriegers, das Ruhm und Mythos Rolands für die Nachwelt sichert. In der Mitte des 12. Jahrhunderts verfasst der Pfaffe Konrad dann auch eine mittelhochdeutsche Version des Epos.
In vielen kleinen Kriegszügen kommt es in den nächsten Jahren zu weiteren Eroberungen: Im Jahr 801 nimmt Ludwig, der Sohn Karls, nach monatelanger Belagerung Barcelona ein. 809 fällt Tortosa in die Hand der Franken und 811 Pamplona. Danach geht es vor allem darum, die eroberten Gebiete abzusichern: Die Region wird in mehrere Grafschaften aufgeteilt und es werden christliche Flüchtlinge aus Spanien angesiedelt, die in Zukunft die Grenze sichern sollen.
Im Jahr 778 erreicht Karl den Großen ein Hilfegesuch von Sulayman Al-Arabi, des Gouverneurs von Saragossa, der Karl um Unterstützung gegen den Emir von Cordoba bittet. Obwohl Karl der Große hier keine weitreichenden Eroberungspläne hegt, rüstet er zu einem Heerzug. Denn er will die unruhige Lage an der Südgrenze seines Reiches beruhigen und so die Grenze sichern.
In Spanien erlebt das Heer Karls des Großen große Siege, aber auch katastrophale Niederlagen: Zwar gelingt die Eroberung Pamplonas, doch die Belagerung Saragossas scheitert. Auf dem Rückweg kommt es am 15. August 778 in den Pyrenäen zu Überfällen durch baskische Krieger, bei denen zahlreiche Franken sterben.
Karls Biograph Einhard nennt unter den Namen der gefallenen Krieger auch den des Markgrafen Roland von der Bretagne. Um 1100 entsteht ein altfranzösisches Versepos über den heldenhaften Tod dieses Kriegers, das Ruhm und Mythos Rolands für die Nachwelt sichert. In der Mitte des 12. Jahrhunderts verfasst der Pfaffe Konrad dann auch eine mittelhochdeutsche Version des Epos.
Roland stürmt den Tempel Mahomets. (Abbildung: Heidelberger Handschrift des Rolandslieds, Cod. Pal. germ. 112, P, fol. 57v) |
In vielen kleinen Kriegszügen kommt es in den nächsten Jahren zu weiteren Eroberungen: Im Jahr 801 nimmt Ludwig, der Sohn Karls, nach monatelanger Belagerung Barcelona ein. 809 fällt Tortosa in die Hand der Franken und 811 Pamplona. Danach geht es vor allem darum, die eroberten Gebiete abzusichern: Die Region wird in mehrere Grafschaften aufgeteilt und es werden christliche Flüchtlinge aus Spanien angesiedelt, die in Zukunft die Grenze sichern sollen.
(3) Das Herzogtum Bayern
Das Herzogtum Bayern erlebt unter seinem Fürsten Tassilo III. (748–788) eine Phase wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Tassilo III. ist ein Neffe Pippins und damit auch ein enger Verwandter Karls des Großen. Doch auch zu den Langobarden unterhält Tassilo gute Beziehungen: 763 heiratet er eine Tochter des Langobardenkönigs Desiderius.
Das stellt Tassilo im Jahr 773 vor ein großes Problem: Soll er den Kriegszugs Karls des Großen gegen die Langobarden unterstützen? Oder seinem langobardischen Schwiegervater gegen die Franken helfen? Tassilo hält sich raus und greift für niemanden ein.
Die genauen Abläufe, die zur Absetzung Tassilos III. und damit zur Integration Bayerns ins Frankenreich geführt haben, sind nicht ganz klar. Die zeitgenössischen Quellen wie die Fränkischen Reichsannalen sind aus der Perspektive Karls des Großen und seiner Anhänger verfasst und deshalb natürlich alles andere als neutrale Berichte.
Was wir wissen: Tassilo hatte wohl bereits 763 einen Treueid gegenüber dem fränkischen König geleistet. Im Jahr 781 forderte Karl der Große von Tassilo die Erneuerung dieses Eides. Als Tassilo dann 787 von Karl dem Großen aufgefordert wird, zum Hoftag in Worms zu erscheinen – doch Tassilo bleibt dem Hoftag fern. Daraufhin rücken die Franken in Bayern ein.
Tassilo unterwirft sich am 3. Oktober 787 Karl dem Großen, leistet einen Vasalleneid und erhält Bayern als königliches Lehen. Doch offenbar will Tassilo die eingegangene Lehensbindung nicht auf Dauer akzeptieren. Nun kommt es zum Prozess.
Die Vorwürfe gegen Tassilo: Er habe Verbindungen zu den Awaren, seinen östlichen Nachbarn aufgenommen, damit sie ihm gegen die Franken helfen. Das alleine ist schon Hochverrat. Außerdem habe er bereits 763 eigenmächtig das fränkische Heer in Aquitanien verlassen. Das ist Fahnenflucht, ein Majestätsverbrechen, auf das der Tod steht. Doch Karl begnadigt Tassilo: Der abgesetzte Herrscher der Bayern wird zu Klosterhaft verurteilt. Bayern wird dagegen zu einem Teil des fränkischen Reichs.
Wie beim Fall des Langobardenreichs leisten auch die bayerischen Adeligen wenig Widerstand gegen die Franken. Denn auch sie waren oft mit fränkischen Adeligen verwandt. Zudem hatte Tassilo seine wichtigsten Adeligen finanziell nie dafür entschädigt, dass sie ihn bei seiner Expansionspolitik nach Osten unterstützt hatten. Karl der Große dagegen hatte seine mächtigsten Mitstreiter stets reich belohnt. Darauf hoffen die neidischen bayerischen Adeligen nun auch.
Das stellt Tassilo im Jahr 773 vor ein großes Problem: Soll er den Kriegszugs Karls des Großen gegen die Langobarden unterstützen? Oder seinem langobardischen Schwiegervater gegen die Franken helfen? Tassilo hält sich raus und greift für niemanden ein.
Die genauen Abläufe, die zur Absetzung Tassilos III. und damit zur Integration Bayerns ins Frankenreich geführt haben, sind nicht ganz klar. Die zeitgenössischen Quellen wie die Fränkischen Reichsannalen sind aus der Perspektive Karls des Großen und seiner Anhänger verfasst und deshalb natürlich alles andere als neutrale Berichte.
Was wir wissen: Tassilo hatte wohl bereits 763 einen Treueid gegenüber dem fränkischen König geleistet. Im Jahr 781 forderte Karl der Große von Tassilo die Erneuerung dieses Eides. Als Tassilo dann 787 von Karl dem Großen aufgefordert wird, zum Hoftag in Worms zu erscheinen – doch Tassilo bleibt dem Hoftag fern. Daraufhin rücken die Franken in Bayern ein.
Tassilo unterwirft sich am 3. Oktober 787 Karl dem Großen, leistet einen Vasalleneid und erhält Bayern als königliches Lehen. Doch offenbar will Tassilo die eingegangene Lehensbindung nicht auf Dauer akzeptieren. Nun kommt es zum Prozess.
Die Vorwürfe gegen Tassilo: Er habe Verbindungen zu den Awaren, seinen östlichen Nachbarn aufgenommen, damit sie ihm gegen die Franken helfen. Das alleine ist schon Hochverrat. Außerdem habe er bereits 763 eigenmächtig das fränkische Heer in Aquitanien verlassen. Das ist Fahnenflucht, ein Majestätsverbrechen, auf das der Tod steht. Doch Karl begnadigt Tassilo: Der abgesetzte Herrscher der Bayern wird zu Klosterhaft verurteilt. Bayern wird dagegen zu einem Teil des fränkischen Reichs.
Wie beim Fall des Langobardenreichs leisten auch die bayerischen Adeligen wenig Widerstand gegen die Franken. Denn auch sie waren oft mit fränkischen Adeligen verwandt. Zudem hatte Tassilo seine wichtigsten Adeligen finanziell nie dafür entschädigt, dass sie ihn bei seiner Expansionspolitik nach Osten unterstützt hatten. Karl der Große dagegen hatte seine mächtigsten Mitstreiter stets reich belohnt. Darauf hoffen die neidischen bayerischen Adeligen nun auch.
(4) Das Reich der Awaren
Im Osten von Bayern lauert ein weiterer Feind: Die Awaren. Das Volk von Reiternomaden aus der mongolischen Steppe treibt seit dem 6. Jahrhundert sein Unwesen auf dem Balkan. Sogar vom oströmischen Kaiser erhalten die Awaren um 600 jährliche Tributzahlungen. Im Jahr 788 kommt es dann zu ersten Einfällen der plündernden Awaren in Bayern und Italien.
Bereits 791 dringen die Franken entlang der Donau gegen die Awaren vor, die sich allerdings kampflos zurückziehen. Sogar eine transportierbare Brücke über die Donau nutzt das fränkische Heer, um den Awaren nachzustellen.
Ein großes Infrastrukturprojekt soll die Nachschubprobleme lösen: In der Nähe von Weißenburg beginnen die Franken mit dem Bau eines 1,5 Kilometer langen Kanals, um die Flusssysteme von Rhein und Donau miteinander zu verbinden. Der Kanal, die sogenannte fossa carolina, wird zwar nie vollendet, doch noch heute kann man Spuren dieses gigantischen Bauprojekts sehen.
Im Jahr 795 führt der Markgraf Erich von Friaul ein kleines Heer ins Awarenreich und kann einen Teil des legendären Awarenschatzes erbauten. Ein Jahr später dringt Erich zusammen mit Pippin von Italien entlang der Donau bis zu den Ringburgen der Awaren in der Pusztaebene vor und erbeutet dort weitere Schätze.
Die Beute wird an den fränkischen Adel verteilt oder an Kirchen und Klöster verschenkt. Dort werden aus dem Gold kostbare liturgische Geräte angefertigt oder neue Kirchenbauten finanziert. Die Awaren werden dagegen durch die fränkischen Kriegszüge stark geschwächt. Innere Konflikte brechen aus und das Awarenreich löst sich von innen heraus auf.
Bereits 791 dringen die Franken entlang der Donau gegen die Awaren vor, die sich allerdings kampflos zurückziehen. Sogar eine transportierbare Brücke über die Donau nutzt das fränkische Heer, um den Awaren nachzustellen.
Ein großes Infrastrukturprojekt soll die Nachschubprobleme lösen: In der Nähe von Weißenburg beginnen die Franken mit dem Bau eines 1,5 Kilometer langen Kanals, um die Flusssysteme von Rhein und Donau miteinander zu verbinden. Der Kanal, die sogenannte fossa carolina, wird zwar nie vollendet, doch noch heute kann man Spuren dieses gigantischen Bauprojekts sehen.
Reste der fossa carolina. (Abbildung: Vitold Muratov, Wikimedia Commons) |
Aus Beute und Tributen stellten die Awaren kunstfertige Schmuckgegenstände wie diese Ohrringe her. (Abbildung: Metropolitan Museum of Art, Wikimedia Commons) |
Die Beute wird an den fränkischen Adel verteilt oder an Kirchen und Klöster verschenkt. Dort werden aus dem Gold kostbare liturgische Geräte angefertigt oder neue Kirchenbauten finanziert. Die Awaren werden dagegen durch die fränkischen Kriegszüge stark geschwächt. Innere Konflikte brechen aus und das Awarenreich löst sich von innen heraus auf.
Ursachen für die militärischen Erfolge Karls des Großen
Wenn es um eine Erklärung für die militärische Überlegenheit des fränkischen Heeres geht, dann wird oft die Bedeutung der gepanzerten fränkischen Reiter betont. Ebenso entscheidend waren bei den vielen Belagerungen von Befestigungen und Städten jedoch auch die exzellente Belagerungstechnik der Franken.
Beim Langobardenreich und bei Bayern profitierte Karl zudem davon, dass viele lokale Adelige zu ihm überliefen. Außerdem verfügten die Krieger Karls des Großen über qualitativ hochwertige Waffen und meist eine überlegene Strategie. Doch einem Gegner Karls gelingt es über Jahre, die Taktik geschickt auszukontern: Den Sachsen.
Kampf zwischen Franken und Awaren: Auf beiden Seiten gibt es geübte Kämpfer zu Pferd. Die Awaren sind mit Pfeil und Bogen bewaffnet, die Franken mit Lanzen. (Abbildung: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Stuttgarter Psalter, Cod.bibl.fol.23, fol. 71v) |
(5) Sachsen
Gegen die Sachsen führt Karl der Große seine erbittertsten Kriegszüge. Jahrzehntelang leisten die heidnischen Sachsen dem Frankenherrscher erfolgreich Widerstand. Schon unter den Vorgängern Karls des Großen kommt es immer wieder zu Grenzkriegen zwischen Franken und Sachsen. So führt Karl Martell zum Beispiel 718 und 738 zwei Strafexpeditionen tief in das Siedlungsgebiet der Sachsen zwischen Rhein und Elbe.
Im Sommer 772 leitet Karl der Große dann auch seinen ersten Vorstoß ins Gebiet der Sachsen. Dabei gelingt die Einnahme der Eresburg, die dem Kriegsgott Eor geweiht war. Außerdem lässt Karl die Irminsul zerstören, einen gewaltigen Baumstamm mit religiös-sakraler Funktion. Ob Karl der Große damit wirklich von Anfang an versuchte, in Sachsen das Heidentum auszurotten, wie es die Reichsannalen später nahelegen, ist umstritten.
Kaum hat Karl der Große den Sachsen den Rücken zugewandt, bricht ein sächsischer Aufstand aus. Karl der Große reagiert mit einem erneuten Feldzug im Jahr 775. Das Muster wiederholt sich in den nächsten Jahren immer wieder: Kaum ist Karl an anderen Kriegsschauplätzen wie Italien oder Spanien, schon erheben sich die Sachsen gegen die fränkische Herrschaft. Besonders der Sachse Widukind tut sich als Anführer der Aufständischen hervor.
Weil bei den Sachsen eine politische Organisation mit einheitlicher Führung fehlt, kann es nie zu einer Unterwerfung des ganzen Volks durch das Ausschalten der Führungselite kommen. Außerdem gibt es keine größeren städtischen Zentren, die den Eroberern als Stützpunkte dienen könnten. Der dichte sächsische Wald tut sein Übriges.
Erst in den 780ern kann Karl der Große seine Kontrolle über Sachsen immer mehr intensivieren. Den Winder 784/785 verbringt er erstmals komplett in Sachsen. Widukind, der Anführer der Aufständischen, lässt sich im Jahr darauf in der fränkischen Pfalz Attigny taufen und beendet damit seinen Widerstand. Gleichzeitig beginnen die Franken mit der Errichtung von Klöstern und Kirchen in Sachsen. Bald residieren in Paderborn, Minden, Münster und Osnabrück Bischöfe - und Sachsen wird zu einem zentralen Bestandteil des Frankenreichs.
Im Sommer 772 leitet Karl der Große dann auch seinen ersten Vorstoß ins Gebiet der Sachsen. Dabei gelingt die Einnahme der Eresburg, die dem Kriegsgott Eor geweiht war. Außerdem lässt Karl die Irminsul zerstören, einen gewaltigen Baumstamm mit religiös-sakraler Funktion. Ob Karl der Große damit wirklich von Anfang an versuchte, in Sachsen das Heidentum auszurotten, wie es die Reichsannalen später nahelegen, ist umstritten.
Kaum hat Karl der Große den Sachsen den Rücken zugewandt, bricht ein sächsischer Aufstand aus. Karl der Große reagiert mit einem erneuten Feldzug im Jahr 775. Das Muster wiederholt sich in den nächsten Jahren immer wieder: Kaum ist Karl an anderen Kriegsschauplätzen wie Italien oder Spanien, schon erheben sich die Sachsen gegen die fränkische Herrschaft. Besonders der Sachse Widukind tut sich als Anführer der Aufständischen hervor.
So stellte sich der Künstler Heinrich Wefing im 19. Jahrhundert Widukind vor. Hier dargestellt: Der Moment, als Widukind durch göttliches Zeichen davon überzeugt wird, den christlichen Glauben anzunehmen und seinen Kampf gegen die Franken aufzugeben (Abbildung: Gwexter, Wikimedia Commons) |
Erst in den 780ern kann Karl der Große seine Kontrolle über Sachsen immer mehr intensivieren. Den Winder 784/785 verbringt er erstmals komplett in Sachsen. Widukind, der Anführer der Aufständischen, lässt sich im Jahr darauf in der fränkischen Pfalz Attigny taufen und beendet damit seinen Widerstand. Gleichzeitig beginnen die Franken mit der Errichtung von Klöstern und Kirchen in Sachsen. Bald residieren in Paderborn, Minden, Münster und Osnabrück Bischöfe - und Sachsen wird zu einem zentralen Bestandteil des Frankenreichs.
Die Schattenseite: Gewalt, Brutalität und Grausamkeiten
Eines sollte nicht unerwähnt bleiben: Die erfolgreichen Eroberungen Karls des Großen forderten einen hohen Blutzoll - sowohl unter den fränkischen Kriegen, aber natürlich vor allem bei den Besiegten.Besonders in der langjährigen Auseinandersetzung mit den Sachsen kommt es immer wieder zu brutalen Massakern. Bei einem Verstoß nach Sachsen im Jahr 775 metzelten Karls Krieger in drei Blutbädern viele Sachsen nieder.
Bei Verden an der Aller ließ Karl der Große im Jahr 782 viele Sachsen verurteilen und hinrichten. Dieses sogenannte Blutgericht an den aufständischen Sachsen war ein brutaler Gewaltexzess, der die Aufrührer bestrafen und Nachahmer abschrecken sollte.Laut den Fränkischen Reichsannalen soll Karl damals 4.500 Sachsen hingerichtet haben!
Auch die Missionierung der heidnischen Sachsen geschah oft unter erheblichem Druck und mit viel Gewalt. Wir wissen dass, weil Alkuin, ein Berater Karls des Großen, die Anwendung von Gewalt bei der Bekehrung zum Christentum immer wieder stark kritisierte.
Literatur zu den Eroberungen Karls des Großen
Schieffer, Rudolf: Die Zeit des karolingischen Großreiches 714–887. Stuttgart 2005 (=Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte. Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 2).
Hartmann, Wilfried: Karl der Große. Stuttgart 2010.
McKitterick, Rosamond: Karl der Große. Darmstadt 2008.
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