Das Grab von Papst Clemens II. im Bamberger Dom

Was ist so besonders an diesem Grab? Schon die kunstvolle Gestaltung des Sarkophags aus der Mitte des 13. Jahrhunderts macht da...

Was ist so besonders an diesem Grab?

Schon die kunstvolle Gestaltung des Sarkophags aus der Mitte des 13. Jahrhunderts macht das Grab von Papst Clemens II. im Bamberger Dom aus kunsthistorischer Sicht zu einer Besonderheit und zu einem Highlight der mittelalterlichen Steinmetzarbeit. Zudem ist das Bamberger Grab das einzige erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen – eine absolute Rarität also!

Eine echte Rarität: Der kostbare Sarkophag, in dem der Leichnam von Papst Clemens II. seine letzte Ruhestätte gefunden hat. (Abbildung: Wikimedia Commons, Z thomas)

Warum wurde Papst Clemens II. in Bamberg bestattet?

Dazu müssen wir einen Blick auf das Leben des Papstes werfen: Clemens hieß vor seiner Erhebung zum Papst im Jahr 1046 Suitger. Er wurde wohl 1005 im heutigen Niedersachsen als Sohn des Grafen Konrad von Morsleben geboren und erhielt eine theologische Ausbildung. Im Jahr 1040 ernannte König Heinrich III. Suitger dann zum Bischof von Bamberg.

Damit war der Höhepunkt von Suitgers geistlicher Karriere aber noch nicht erreicht. Denn Heinrich III. musste im Dezember 1046 eine ziemlich verquere Situation lösen: In Rom amtierten drei Päpste gleichzeitig – wer der legitime Papst ist, ließ sich kaum feststellen. Also setzte Heinrich III. kurzerhand alle drei Päpste ab und erhob den Bamberger Bischof Suitger zum neuen Papst.

Doch nicht nur die Umstände seiner Amtseinsetzung sind einigermaßen außergewöhnlich: Als erster Papst blieb Clemens weiterhin Bischof in seinem Bistum Bamberg. Auch im Tode wollte Papst Clemens II. eng mit Bamberg verbunden bleiben – und machte eine Bestattung im Bamberger Dom zu seinem letzten Willen.

Das Grab von Past Clemens V. im heutigen Dom in Bamberg
(Abbildung: Wikimedia Commons, Wald-Burger8)

Wie sieht das Papstgrab aus?

Das Bamberger Papstgrab ist ein Hochgrab, also ein freistehender Sarkophag aus italienischem Marmor, der im 13. Jahrhundert angefertigt wurde. Der Sarkophag ruht auf einem Sandsteinsockel. Die dazugehörige Deckplatte wurde während des Dreißigjährigen Krieges zerstört und kurze Zeit später durch eine neue Deckplatte ersetzt.

Diese Deckplatte aus dem 17. Jahrhundert zeigt eine Liegefigur des bestatteten Papstes. Sie dient heute nicht mehr als Sarkophagdeckel, sondern ist im Dom senkrecht an einer Wand angebracht.

Wahrscheinlich befand sich im Mittelalter ein Baldachin, also Zierdach aus Stoff, über dem Grabmal. Das sollte den besonderen Wert des Bestatteten zusätzlich betonen.

Welche Motive sind auf dem Sarkophag abgebildet?

Auf dem Sarkophag sind eine Vielzahl von Reliefbildern eingemeißelt. Auf der westlichen Längsseite sind Allegorien der vier Kardinaltugenden abgebildet:

  1. Iustitua (Gerechtigkeit) als Figur mit Waage und Schwert
  2. Fortitudo (Stärke) als Löwe
  3. Prudentia (Weisheit) als Drache
  4. Temperantia (Mäßigung) entsteht aus der Mischung von Wein und Wasser
Auf einer Schmalseite sieht man Papst Clemens II. auf dem Sterbebett liegen und neben ihm den Erzengel Michael, der dem Sterbenden die Todesnachricht überbringt. Auf der anderen Schmalseite ist wohl Johannes der Täufer abgebildet.

Im Diözesanmuseum Bamberg können heute die Gegenstände aus dem Grab von Papst Clemens II. bestaunt werden.
(Abbildung: Wikimedia Commons, Henricus)

Wie wurde Papst Clemens II. bestattet?

Die Bamberger haben ihren verstorbenen Bischof in kostbaren gelben, grünen und kirschroten Seidenstoffen beerdigt. Sogar die knielangen Strümpfe sind aus feiner, goldgelber Seide mit einem Medaillonmuster, das Panther und Greifen zeigt.

Es handelt sich dabei nicht um spezielle Totengewänder, sondern um die prächtigen Gewänder eines ranghohen Bischofes – der Papst wurde also in seinem kostbaren Bischofsoutfit bestattet. Auch zwei liturgische Geräte, einen Kelch und eine Patene, hat man Clemens II. mit ins Grab gegeben.

Blick auf den Chorraum des Bamberger Doms - dort hat Papst Clemens II. seine letzte Ruhestätte gefunden.
(Abbildung: Wikimedia Commons, Berthold Werner)


Wie kam der päpstliche Leichnam nach Bamberg?

Der Transport eines Leichnams von Rom nach Bamberg war im Mittelalter gar keine so leichte Angelegenheit. Die heutige Kühltechnik gab es noch nicht – also musste man sich anders behelfen, um die einsetzende Verwesung und den damit verbundenen Gestank zu unterbinden.

Im Hochmittelalter kannte man zwei Möglichkeiten zur Konservierung einer Leiche: Der Leichnam wurde entweder gekocht oder einbalsamiert. Das Kochen der Leiche war ein wahrer Knochenjob: Der Leichnam wird in einem Topf so lange gekocht, bis sich das tote Fleisch von den Knochen löst. Anschließend können die Knochen relativ leicht zum fernen Begräbnisort transportiert werden.

Zur Konservierung des Leichnams von Papst Clemens II. entschied man sich für die Einbalsamierung: Dazu entnahm man teilweise die Eingeweide, wusch den Leichnam gründlich und rieb ihn dann mit Ölen und Salben ein. Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass man für den Leichnam von Clemens ein Harz aus Benzoe und Kolophonium sowie Wachs verwendet hat.

Literatur

Schmitz-Esser, Romedio: Der Leichnam im Mittelalter. Einbalsamierung, Verbrennung und die kulturelle Konstruktion des toten Körpers, Ostfildern 2014 (=Mittelalter-Forschungen, Bd. 48).
Gresser, Georg: Clemens II. Der erste deutsche Reformpapst, Paderborn 2007.
Müller-Christensen, Sigrid [u.a.] (Hg.): Das Grab des Papstes Clemens II. im Dom zu Bamberg. München 1960.

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1 Kommentare

  1. Sehr interessanter Artikel und spannend geschrieben! Mich überrascht besonders, dass Suitger neben dem Pontifikat weiterhin Bischof von Bamberg bleiben konnte. Im 9. Jahrhundert hatte man Formosus ja noch postum verurteilt, weil er sein Bistum verlassen hatte. Auch verblüffend ist, dass Heinrich III. noch die Macht besaß, gleich drei Päpste abzusetzten, während sein Sohn Heinrich IV. sich demütig dem Papst unterwerfen musste.

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