Friedrich von Rothenburg - der übergangen Thronfolger

Am 9. März 1152 war Herzog Friedrich II. von Schwaben, genannt Barbarossa, der strahlende Sieger: In Aachen wurde der Staufer vo...

Am 9. März 1152 war Herzog Friedrich II. von Schwaben, genannt Barbarossa, der strahlende Sieger: In Aachen wurde der Staufer von Erzbischof Arnold von Köln zum neuen König gekrönt. Doch an diesem Tag gab es auch einen großen Verlierer: Friedrich von Rothenburg, der minderjährige Sohn des kürzlich verstorbenen Königs Konrad III.

Der junge Friedrich von Rothenburg hatte eigentlich als Königssohn einen stärkeren und besseren Anspruch auf den Thron als Barbarossa, der ein Neffe des verstorbenen Konrad war. Wieso dennoch Barbarossa zum König gewählt wurde, wie der junge Friedrich mit seiner Niederlage umging und wie sich die Beziehung zwischen Barbarossa und seinem staufischen Rivalen in den nächsten Jahren entwickeln sollte, erfahrt ihr im heutigen Blog-Artikel.

Friedrich von Rothenburg in der Verwandtschaftstafle der Ottonen, eingerahmt von zwei Königen: Konrad III. und Friedrich Barbarossa. (Abbildung: Wikimedia Commons, Chronica Sancti Pantaleonis, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 74.3 Aug. 2°, pag. 226)

Friedrich von Rothenburg als designierter Thronfolger

Die Regelung der Thronfolge war für alle Könige des frühen und hohen Mittelalters ein wichtiger Aspekt ihrer Herrschaft. So auch für Konrad III. (geb. 1093/1094), der seit 1138 im Reich als König herrschte. Dem Staufer war es gelungen, die wichtigsten Fürsten dazu zu bringen, seinen ältesten Sohn Heinrich noch zu Lebzeiten des Vaters zum Mitkönig zu wählen. Doch Heinrich starb noch vor seinem Vater.

Um die Thronfolge innerhalb der eigenen Familie zu regeln, wollte Konrad III. daraufhin Friedrich, seinen jüngsten Sohn, zum König erheben lassen. Es gab schon konkrete Pläne: Die Wahl sollte Ende Februar 1152 stattfinden, die Krönung in Aachen dann am 9. März. König Konrad III. traf zeitgleich Vorbereitungen für einen Romzug, um sich dort vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen.

Doch dann machte das Schicksal König Konrad III. einen Strich durch die Rechnung: Er verstarb am 15. Februar 1152 an der Malaria! Er hinterließ seinen ungekrönten und unmündigen Sohn Friedrich, der damals erst 8 Jahre alt war.

Barbarossa, zu dieser Zeit Herzog von Schwaben und ein Neffe des verstorbenen Königs Konrad, sah seine Zeit gekommen. Er aktivierte Beziehungen zu wichtigen Fürsten im Reich, verhandelte über die Bedingungen seiner Wahl und machte das ein oder andere Wahlversprechen. Mit Erfolg: Bereits am 4. März 1152 wurde Barbarossa in Frankfurt am Main zum König gewählt.

In der Adelsgesellschaft des Mittelalters spielten Rang, Ansehen und Ehre eine zentrale Rolle. Dass man ihn übergangen hatte, konnte der junge Königssohn eigentlich nicht auf sich sitzen lassen - zu groß war der Verlust an Ansehen. Die Beziehung zwischen König Friedrich und dem jungen Friedrich von Rothenburg enthielt damit ein enormes Konfliktpotential.

Mehrere große Fragen stellten sich nun: Wie würde sich der Königssohn mit seiner Zurückstufung arrangieren? Würde er irgendwann seinen Anspruch auf den Thron auch militärisch gegen seinen staufischen Vetter durchsetzen? Wie sollte Barbarossa verhindern, dass Friedrich von Rothenburg zum Zentrum der politischen Opposition im Reich würde?


Die Zeit der Unmündigkeit Friedrichs von Rothenburg

Als König verzichtete Barbarossa nach seiner Wahl auf die schwäbische Herzogswürde. Die erhielt nun der junge Friedrich. So war der Sohn Konrads III. zumindest im Rang nicht sehr tief gefallen. Ganz auf Schwaben verzichtete Barbarossa jedoch nicht: Er verwaltete das Herzogtum als Stellvertreter für den unmündigen Friedrich.

Friedrich von Rothenburg war als junger Mann wohl häufig am Hofe Barbarossas. Er suchte die Nähe zum neuen König und war gleichzeitig eine stete Bedrohung für Barbarossa. Denn solange Barbarossa keinen eigenen Sohn hatte, war Friedrich von Rothenburg ein potentieller Thronfolger. Besonders weil der junge Friedrich reiche Güter in Franken besaß. Die gaben ihm auch seinen Namen: Rothenburg in Mittelfranken war ein Schwerpunkt seines Besitzers.


Friedrich von Rothenburg als Gefolgsmann Barbarossas

Bereits 1157 fand die Schwertleite Friedrichs von Rothenburg in Würzburg statt. Das war ziemlich früh, Friedrich war damals wohl erst 12 Jahre alt. Dass Friedrich in so jungen Jahren schon wie Schwertleite erhielt lag vor allem am Druck, den seine mächtigen Verwandten auf Barbarossa ausübten. Friedrichs Tante war nämlich die oströmische Kaiserin Bertha-Irene. Die schickte Gesandte an Barbarossa, die mit nachdrücklich die Schwertleite Friedrichs forderten - mit Erfolg!

Der Druck, den Friedrich von Rothenburg über seine byzantinische Verwandtschaft auf König Friedrich Barbarossa ausüben konnte, ist ein weiteres Indiz dafür, wie gefährlich der junge Friedrich dem Stauferkönig werden konnte - wenn er es denn darauf anlegen sollte.

Doch vorerst war Herzog Friedrich von Rothenburg ein treuer Begleiter Barbarossas auf dessen Italienzügen. Hier beteiligte sich Friedrich von Rothenburg mit seinen Truppen an den Belagerungen von Crema und Mailand in den Jahren 1161/62.

Der Rang Friedrichs von Rothenburg lässt sich auch an einer Anordnung Barbarossas aus dem Jahr 1162 ablesen: Sollte Barbarossa bei der Belagerung von Mailand sterben, dann sollten Heinrich der Löwe und Friedrich von Rothenburg ihm als imperatores folgen. Obwohl hier von Barbarossa nur eine Aussage über die Weitergabe der Befehlsgewalt gemacht wurde, zeigt sich hier der hohe Rang Friedrichs von Rothenburg.

Nicht nur als Krieger, auch als Bannerträger bewies Friedrich von Rothenburg in Italien Kaiser Friedrich Barbarossa seine Treue. So ist es nicht verwunderlich, dass Friedrich damals zum elitären Kreis der einflussreichsten Großen am Kaiserhof gehörte. Neben großen Fürsten wie Pfalzgraf Konrad bei Rhein, Herzog Heinrich dem Löwen und Erzbischof Rainald von Dassel.

Auf dem Weg zum offenen Konflikt mit Barbarossa?

Doch ab Juli 1164 veränderte sich das Verhältnis zwischen Kaiser Barbarossa und Herzog Friedrich von Rothenburg plötzlich. Die Ursache ist nahe liegend: Barbarossa war Vater eines Sohnes geworden. Eine erste Konsequenz war, dass Friedrich von Rothenburg nun in den Kaiserurkunden nicht mehr als Königssohn (filius regis) bezeichnet wurde. Auch das Herzogtum Schwaben zog Barbarossa nun an sich. Friedrich blieb nur noch der Titel "Herzog von Rothenburg".

Auf dem Würzburger Hoftag von 1165 eskalierte der Konflikt zwischen den beiden Friedrichen erstmals für alle sichtbar: Friedrich von Rothenburg verweigerte seinem Kaiser die Gefolgschaft und verließ demonstrativ den Hoftag, bevor der Kaiser zusammen mit seinen Anhängern die Würzburger Eide schwor. Damit hatte Friedrich von Rothenburg ein klares Zeichen seiner Konfliktbereitschaft gesendet. Er war nicht bereit, die Beschädigung seines Ranges hinzunehmen.

Auch in der sogenannten Tübinger Fehde (1164-1166) setzte Friedrich von Rothenburg ein Zeichen gegen Barbarossa. Denn Herzog Friedrich unterstützte nicht Heinrich den Löwen, den engen Vertrauten Barbarossas, sondern dessen Gegner, Pfalzgrafen Hugo von Tübingen.

Ausgleich zwischen Barbarossa und Herzog Friedrich

Die Tübinger Fehde nahm für Hugo jedoch kein gutes Ende: Der Pfalzgraf unterlag dem Löwen und musste sich auf dem Hoftag von Ulm unterwerfen. Beim Unterwerfungsritual wurde Hugo sogar gefesselt - eine sehr harte Behandlung eines Adeligen, die seinen Rang stark beschädigte!

Friedrich von Rothenburg kam glimpflicher davon: Er wurde in Ulm weder verurteilt, noch musste er sich Heinrich dem Löwen oder dem Kaiser unterwerfen. Offenbar nahm Barbarossa hier gezielt Rücksicht auf die bereits angespannte Beziehung zu Herzog Friedrich. Auch die militärische Stärke Friedrichs von Rothenburg, der sich mit 600 Rittern am kaiserlichen Italienzug beteiligt hatte, ließ es für Barbarossa nicht ratsam erscheinen, seinen Vetter weiter zu reizen.

Um Friedrich von Rothenburg keinen Anlass zu geben, eine militärische Rebellion gegen den Kaiser zu beginnen, arbeitete Barbarossa an einem schnellen Ausgleich mit seinem Verwandten. Die Lösung sollte eine Heirat zwischen Friedrich von Rothenburg und Gertrud, einer Tochter Heinrichs des Löwen, sein. Gertrud war damals in Sachen Rang, Ehre und Erbe immerhin die beste Partie im ganzen Reich!


Der frühzeitige Tod Friedrichs von Rothenburg

Bevor der Ausgleich zwischen Friedrich von Rothenburg, Barbarossa und Heinrich dem Löwen jedoch Früchte tragen konnte, schlug die Malaria erneut zu: Zusammen mit vielen anderen Fürsten und Kriegern starb Friedrich von Rothenburg am 19. August 1167 vor Rom an einer Malaria-Epidemie, die sich im kaiserlichen Lager schnell verbreitet hatte.

Dieser frühe Tod Friedrichs sorgte dafür, dass der sich langsam immer mehr verschärfende Konflikt zwischen ihm und Friedrich Barbarossa nie offen ausbrach. Weil aus der kurzen Ehe zwischen Friedrich von Rothenburg und Gertrud auch keine Kinder entstanden, hatte Barbarossa aus dieser Richtung somit keine weitere Gefahr für seine Herrschaft zu befürchten.

Der Kaiser ernannte einen seiner Söhne zum neuen Herzog von Schwaben und erbte die fränkischen Besitzungen seines Vetters, der im Zisterziensterkloster Ebrach beigesetzt wurde.

Die Grabtafel von Friedrich IV. in der Klosterkirche Ebrach
(Abbildung: Wikimedia Commons, Geak)

Trotz seines frühen Todes konnte Friedrich von Rothenburg auf allerhand Erfolge zurückblicken. Er war ein erfolgreicher und tapferer Krieger auf Seiten Barbarossas in Italien und trat zudem als Gründer eines Prämonstratenser-Klosters in Erscheinung.

Er war schon in jungen Jahren ein wichtiger Herzog und konnte auch gegen Barbarossa eigenständige politische Akzente setzen wie etwa bei der Unterstützung von Papst Alexander III. und dem Pfalzgrafen von Tübingen. Und doch blieb an Friedrich von Rothenburg der Mangel haften, nicht in die Fußstapfen seines Vaters als König getreten zu sein.

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1 Kommentare

  1. Die Frage hat mit dem Artikel selbst zwar kaum was zu tun, schwebt mir aber die gesamte Zeit über im Kopf rum: Woher wissen wir, dass Konrad an Malaria starb? War die Malaria damals schon bekannt oder wird einfach von heutigen Historikern angenommen, dass ein Tod bei hohem Fieber wohl Malaria sein musste? Finde ich spannend, weil man diese Krankheit ja nicht gerade mit Mitteleuropa verbinden würde und sie doch etwas Exotisches in sich trägt...

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